23.04.2024
Metin Kaya

Eine kleines Interview mit Almanyalilar (Deutschländer)

Dieses kleine Interview wurde veröffentlicht auf Almanyalilar

ALMANYALILAR: Was ist Politik für Sie persönlich?

Metin Kaya: Alles im Leben eines Menschen ist Politik. Egal, ob man/frau sich um eine gute Bildung oder Ausbildung sorgt, um eine auskömmliche Rente im Alter, eine bezahlbare Wohnung, gute Vorsorge und Pflege in Krankenhäusern, um ein solidarisches Miteinander aller im Land lebenden Menschen – ohne auf die Herkunft, Religion oder Aussehen zu schauen – oder aber auch ein Leben in Frieden wünscht. Sich um das Wohl seines/ihres Kindes in der Schule zu kümmern ist genauso Politik, wie für den Erhalt unserer Natur einzutreten. Das Recht der Tiere auf Leben und Unversehrtheit zu verlangen ist genauso Politik, wie das Recht auf freie Meinungsäußerung ohne dafür mit Repressionen rechnen zu müssen. Seit 60 Jahren in Deutschland wohnen und arbeiten zu können ohne die gleichen Rechte zu besitzen und dagegen zu kämpfen ist Politik. Für die Gleichberechtigung der Frauen zu sein ist genauso Politik, wie für die Rechte der Kinder einzutreten. Alles im Leben ist also Politik.

ALMANYALILAR: Warum wollen Sie in die Bürgerschaft eintreten?

Metin Kaya:Ich bin seit meiner Kindheit politisch interessiert und habe sehr früh angefangen nach den Ursachen von politischen Handlungen zu fragen. Warum dürfen die sogenannten Gastarbeiter nicht wählen und sich am politischen Gestaltungsprozess beteiligen, obwohl sie alle Pflichten erfüllen? Weshalb bekommen Frauen weniger Geld für dieselbe Arbeit, die Männer tätigen? Weshalb wird jemand, der Produktionsmittel besitzt, Tag für Tag reicher, während andere ihr Leben lang schuften und es nicht einmal für eine auskömmliche Rente reicht? Weshalb müssen die meisten ausländischen Kinder auf sogenannte Sonderschulen, während ihre deutschen Mitschüler*innen auf Gymnasien gehen durften? Und viele viele weitere Fragen haben mich beschäftigt. In verschiedenen Organisationen und Initiativen habe ich mich politisch betätigt und Erfahrungen gesammelt. Diese Erfahrungen möchte ich dafür nutzen, um zusammen mit meinen Genossinnen und Genossen aus der Partei DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft dafür zu kämpfen, damit von Hamburg Frieden und soziale Gerechtigkeit ausgeht, damit vom Hamburger Hafen keine Rüstungexporte stattfinden, damit alle Menschen, die in Hamburg leben, die gleichen Rechte besitzen können, wie ihre deutschen Nachbarn…Die Liste sehr lang. Mir ist bewusst, dass diese Ziele nur gemeinsam mit einer starken gesellschaftlichen Opposition zu verwirklichen sind.

Biografie: Metin Kaya, geb. 1961 in der Türkei. Meine Eltern waren bereits in den 6oer Jahren als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Im Rahmen des Familiennachzugs kam auch ich 1972 nach Deutschland. Ich habe Informatik und Psychologie studiert und arbeite als Sozialarbeiter und Betreuer für Menschen, die psychisch erkrankt sind.

Bereits in jugendlichen Jahren habe ich mich für politische Zusammenhänge interessiert. In den 70er Jahren habe ich mich in der damals größten Migrant*innenorganisation mit ca. 30 Tausend Mitgliedern – der Föderation der Arbeitervereine aus der Türkei (FIDEF) – politisiert. Enge Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften für die 35-Stundenwoche, der Friedensbewegung gegen die Stationierung von Mittelstreckenraken in Europa und vielen anderen Bewegungen waren die Grundlage des politischen Handelns des Verbandes, der meinen politischen Werdegang nachhaltig geprägt hat. Mit dem Schulbesuch meines Kindes war ich zehn Jahre im Eltern- und Kreiselternrat mit der Schulpolitik beschäftigt.

Ich bin Gründungsmitglied der LINKEn und aktiv in verschiedenen Initiativen wie z.B. Prellbock-Altona e.V. gegen die Schließung des Altonaer Fern- und Regionalbahnhofs, des Vereines Interkulturelle Denkfabrik e.V.

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ (Karl Marx). Mein politisches Ziel ist es, nicht nur zu interpretieren, sondern aktiv an der Veränderung der Welt mitzuwirken.

Wenn wir eine friedliche, sozial gerechtere Welt haben wollen, müssen wir dafür kämpfen und sie verändern. Dafür möchte ich mich in der Hamburgischen Bürgerschaft in den Themenbereichen Soziales, Flucht und Migration, Kultur und Netzpolitik einbringen. Mein Motto dabei ist: „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ (Bertolt Brecht)

28.01.2019

Metin Kaya

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (MdHB)

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